Proseminar Hacker Culture, Hacker Spirit & Hacker Ethics
Der Begriff "Hacker" bezeichnet Tüftler, die Technik kreativ und unkonventioneller für andere Probleme einsetzen.
Das Jargon-File definiert den Begriff als:
A person who enjoys exploring the details of programmable systems and how to stretch their capabilities, as opposed to most users, who prefer to learn only the minimum necessary.
Der Internet-Standard RFC1392 definiert Hacker als:
A person who delights in having an intimate understanding of the internal workings of a system, computers and computer networks in particular. The term is often misused in a pejorative context, where "cracker" would be the correct term.
In den Medien wird der Begriff aber reduziert auf "Cracker", die in Computersysteme einbrechen. In diesem Seminar geht es aber um die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs, nicht um Cybersicherheit.
Die "Hacker-Kultur" hat einen erheblichen Einfluss auf die Informatik und das Internet: gerade die Open-Source-Bewegung mit ihren omnipräsenten Projekten wie Linux ist hieraus entstanden. Andere modifizierten Schaltkreise um neue Klänge für frühe Techno-Musik zu erzeugen, oder machten Wettbewerbe für möglichst beeindruckende Animationen mit Kleinstprogrammen von wenigen Kilobytes. Es gibt verschiedene Querverbindungen zu anderen Aktivisten, insbesondere was Redefreiheit, Informationsfreiheit, Schutz vor Überwachung, Demokratie und Kapitalismuskritik angeht.
Auch viele Begriffe der heutigen populären Kultur und des Internet-Jargons wie "Cyberspace", "die Matrix" (als virtuelle Welt), "Cyberpunk" und das "Metaverse", lassen sich auf Wurzeln in diesem Kontext zurückführen.
In diesem Proseminar geht es insbesondere um das Berufsbild des Informatikers zwischen Hacker und Softwarearchitekt, und dazu sollten wir alle die Hacker-Kultur kennen, aus der das Internet, Linux, und Open-Source entstanden sind.
Sie müssen sich selbständig Literatur zu ihrem Thema heraussuchen, es werden lediglich Startpunkte genannt.
In diesem Proseminar wird erwartet, dass die Teilnehmer selbständig einen kleinen "Hack" praktisch umsetzen (keinen "crack") und präsentieren, bspw. ein Telegram-Bot der das Mensa-Menü postet, eine Webseite, die neue Abschlussarbeitsthemen der verschiedenen Lehrstühle aggregiert, oder die die Literaturrecherche erleichtert. Es gibt dazu aber keinen Programmierkurs - entsprechende Vorkenntnisse sind vorausgesetzt! Dabei ist es zulässig, frühere eigene Arbeiten bspw. von Hackathons zu präsentieren. Kreative Projekte mit Hardware (bspw. Arduino) sind ebenso zulässig.
Lernziele
Im Studienverlaufsplan der Bachelorstudiengänge Informatik / Angewandte Informatik bereitet das Proseminar auf das selbstständige wissenschaftliche Arbeiten vor, ganz konkret auf das Schreiben der Bachelorarbeit. So steht in der Modulbeschreibung:
Die Studierenden sollen ein einfaches Thema aus der Informatik eigenständig erarbeiten können. Sie sollen in der Lage sollen, mündlich und schriftlich in eigenen Worten darüber zu berichten und sich selbständig kritisch mit dem Thema auseinandersetzen. Die Studierenden sollen die elementaren Techniken der Literatursuche in Bibliotheken beherrschen und fremde Texte als solche angemessen zitieren können. Sie sollen in der Lage sein, eine mündliche Präsentation selbständig zu konzipieren und elementare Präsentationstechniken beherrschen. Sie sollen sich kritisch mit fremden Präsentationen auseinandersetzen können und Techniken der wissenschaftlichen Diskussion beherrschen.
Eine Ausarbeitung, die Selbständigkeit zeigen soll, manifestiert darüber hinaus die eigenständige Auseinandersetzung der Teilnehmer mit dem Thema und verdeutlicht die Fähigkeit, ein wissenschaftliches Thema schriftlich angemessen darzustellen.
Literatur und Themen
Im ersten Teil werden zunächst Präsentationen zu verschiedenen Aspekten des wissenschaftlichen Präsentierens und Arbeitens gehalten.
Im Mittelteil des Seminars wollen wir uns u.A. mit folgenden Themen und Literatur beschäftigen:
- Hacker Jargon: Hacker, Nerds, Cracker, Phreaker, White/gray/black hat, Lamer, Techspeak, Leetspeak
- Science Ficton und Hacker-Culture: William Gibson: Neuromancer (1983), Johnny Mnemonic (1981), Idoru (1996), William Gibson and Bruce Sterling: The Difference Engine (1990)
- GNU Manifesto (1985), Hacker manifesto (1986), The Cathedral and the Bazaar (1997)
- Nicht nur Software: von Hacks am MIT (1989-) über Arduino/Raspberry Pi bis IKEA-Hacks
- Hacker ethics. E.g., Steven Levy, Hackers: Heroes of the Computer Revolution (1984)
- Von Intros zu Demos: Die Demo-Szene - Digitale Kunst aus Code
- Legalität: von Garantieverlust und Pranks über Urheberrecht bis Cyberkriminalität
- Organisationen heute: von GNU, CCC, FreiFunk, netzpolitik.org bis Anonymous
- Schillernde und streitbare Persönlichkeiten: Jude Milhon, Kevin Mitnick, Tron (Boris Floricic), Karl Koch, Alan Cox, Linus Torvalds, Richard Stallman, Eric Raymond, Aaron Swartz
- Verfilmt: Tron (1982), Blade Runner (1982), Johnny Mnemonic (1995, mit Keanu Reeves), Hackers (1995, mit Angelina Jolie), 23 (1999) bis Matrix (1999, Keanu Reeves) und Ready Player One (2018, Steven Spielberg)
- Selber machen: von hackathons, maker spaces, chaostreffs bis code4de.
Im letzten Teil des Proseminars setzt jeder Teilnehmer einen eigenen kleinen "Hack" praktisch um, und stellt diesen im Seminar angemessen vor. Programmierkenntnisse werden vorausgesetzt!
Struktur und Ablauf
Termine werden noch festgesetzt!
Dieses Proseminar (für Bachelor-Studierende aus der Informatik) besteht aus folgenden Komponenten:
- Präsentationstechniken, hier insbesondere wissenschaftliche Präsentation inkl. Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis
- Themenvorträge (und peer-review dazu)
- Ideenfindungsphase für eigene "hacks"
- Umsetzungsphase
- Präsentation der Hacks (und peer-review dazu)
- Schriftliche Ausarbeitung (und peer-review dazu)
Für die peer-review phasen wird es jeweils eine Frist für den Entwurf, die Rückmeldungen dazu, und die abschließende Abgabe geben.
Bewertung
Die Abschluss-Note setzt sich wie folgt zusammen:
- 25% der Note für die Vorträge
- 25% der Note für die Mitarbeit im Seminar (insb. peer-review)
- 50% der Note für die schriftliche Ausarbeitung